Wie lässt sich Erholung nach dem Urlaub länger erhalten?

Wie der Erholungseffekt sich nach dem Urlaub länger hält

Der Effekt des Urlaubs ist nach einer Woche verflogen? Das muss nicht sein! Mit diesen Strategien bleibt die Erholung nach dem Urlaub erhalten.

Eine Woche Urlaub am feinen Sandstrand, mit türkisfarbenem Meer, bei herrlich warmen Temperaturen, mit Sonnenschein und blauem Himmel liegt hinter mir. Die Erholung fühlt sich perfekt an. Nach nur einer Woche Urlaub fühle ich mich schon glücklich und ausgeruht. Es könnte gar nicht besser sein, denn ich habe an einem Seminar auf Korfu teilgenommen, bei dem die Achtsamkeit und das Auftanken von Stärken und Ressourcen im Vordergrund stand. Es war rundum erholsam, auch durch die Gemeinschaft mit den anderen Seminarteilnehmerinnen so wertvoll und intensiv.

Zurück von der Reise spürte ich an den ersten Tagen auch im Büroalltag noch eine große Euphorie und Begeisterung. Ich wollte meinen Freundinnen und Geschäftspartnern von der Reise möglichst ausführlich erzählen, mir die Erholung erhalten und das neu Gelernte im Alltag umsetzen. Auch die Fotos und Videos nochmal anzuschauen, machte mir Freude.

Dennoch, wie so häufig nach dem Urlaub, machte sich auch diesmal nach zwei bis drei Wochen im Arbeitsalltag wieder ein altbekannter Stresslevel mit einem Gefühl von Ungeduld und Druck breit. Wie kann das sein, nachdem die Entspannung so gelungen war? Wie kann ich die Erholung vom Urlaub länger aufrechterhalten und reaktivieren?

Wir können uns nicht auf Vorrat erholen

Es ist wahr: Wir können uns nicht durch einen langen Urlaub auf lange Zeit erholen. Nach einer Woche ist der Effekt unseres Urlaubs meistens verflogen, das zeigt eine Studie der Psychologin Jessica de Bloom. Doch die gute Nachricht ist, wir können aktiv durch bestimmte Strategien unseren Energielevel auf einem guten Niveau halten und unseren Stresspegel senken.

Welche Strategien funktionieren wirklich, um Stress länger vorzubauen? Ich habe einige Maßnahmen getestet und möchte sie hier mit euch teilen:

1. Gönne dir einen Zeitpuffer, bevor es wieder losgeht

Wenn möglich, plane einen freien Tag oder ein Wochenende ein, um nach einer längeren Reise anzukommen und dich in deinem Zuhause wieder einzuleben. Diese Zeit dient nicht nur zum Auspacken und Aufräumen, sondern auch dazu, noch ein wenig zu entspannen und in dem Gefühl zu schwelgen, von einer schönen Reise zurückgekommen zu sein. Unser System braucht Zeit, um neue Erfahrungen zu integrieren. Manche Urlaube und Reisen verändern uns und wir sehen unsere Prioritäten dann mit neuen Augen. Wir haben neue Wünsche oder frisch geweckte Interessen. Doch der Alltag, in den wir zurückkehren, hat sich nicht verändert. Diese beiden Realitäten miteinander zu vereinen, braucht Zeit.

Um den Übergang richtig zu gestalten, ist es sinnvoller, noch etwas in einem fließenden Übergang zu verweilen, statt sich sofort wieder in die Flut von E-Mails, Messenger-Chats und tausend kleinen Aufgaben zu stürzen, von denen der Alltag geprägt ist.

2. Neues aus dem Urlaub mitbringen und im Alltag anwenden

Eine gute Idee ist es, uns aus dem Urlaub etwas mitzubringen, das wir zu Hause auch verwenden können, wobei wir uns an die gute Zeit erinnern. Natürlich kann es etwas mit Genuss zu tun haben, zum Beispiel eine Süßigkeit oder ein Getränk aus dem Urlaub, das wir zu Hause auch genießen und dabei der schönen Zeit nochmal nachspüren.

Genauso kann es auch eine Aktivität sein. Bei meinem Seminar war zum Beispiel das morgendliche Meditieren am Strand mit dem Blick aufs Meer und den Sonnenaufgang eine fantastische Erfahrung. Das ist eine neue Routine für jeden Tag – die ich nun ausprobieren und anwenden möchte. Statt allerdings morgens zu meditieren, habe ich es etwas variiert und nutze eher den Abend oder Nachmittag für eine Meditation zwischendurch, gerne draußen mit Blick in den Garten.

Von anderen weiß ich, dass sie auch neue Sportarten aus dem Urlaub mitgebracht haben, zum Beispiel Mountainbiken oder Yoga. So ein frischer Wind durch eine Sportart ist belebend und verlängert die Urlaubserfahrung.

3. Fotos oder Videos anschauen und mit anderen teilen

In früheren Zeiten war es ein Ereignis, wenn wir endlich die entwickelten und auf Papier gedruckten Fotos vom Fotografen holen konnten. Die Freude war meist groß über die Schnappschüsse und die besten Fotos wurden an die Wand gepinnt oder im Rahmen aufgehängt. Mit Klebeetiketten, Kleber und Stift gestalteten wir außerdem Fotoalben und beschrifteten sie. Das machte Spaß und holte die Urlaubserlebnisse nochmal ins Gedächtnis!

Heute haben wir unsere Fotos auf dem Handy – und wer macht sich noch die Mühe, sie auszudrucken? Auf jeden Fall ist es ein gutes Gefühl, sie wieder anzuschauen und aus den Urlaubsfotos einen Bildschirmschoner für den PC auszuwählen.

Genieße die guten Zeiten und lasse die Gefühle nachklingen

Auf diese Weise können wir die Momente des Glücks und der Zufriedenheit, die wir im Urlaub erlebt haben, festhalten und auskosten. Wir können die Glücksmomente quasi noch einmal erleben und das hilft uns, positive Gefühle zu wecken und in uns aufrechtzuerhalten.

Schau dir deshalb deine Fotos an. Ordne sie. Teile sie mit Freunden und Familie. Wer mag, fertigt auch ein Fotobuch an oder teilt in Facebook oder Instagram die Fotos, die dann später auch wieder als Erinnerung auftauchen. Erzähle (interessierten) Menschen von deiner Reise und deinen Erlebnissen. Sich etwas auf diese Weise zu vergegenwärtigen, kann emotional fast so stark sein wie es zu erleben.

4. Kleine Pausen als „Mini-Urlaube“– über den Tag verteilt einlegen

Eine Praxis, die unser Wohlbefinden steigert und vor allem unsere Stressresistenz stärkt, sind sogenannte „Mini-Urlaube“. Das sind kleine Auszeiten, die wir uns an ganz normalen Tagen nehmen. Es reichen fünf bis zehn Minuten, in denen wir eine schöne Sache bewusst genießen. Die guten Gefühle sollen wir dabei genau wahrnehmen.

Beispiele für Mini-Urlaube:

• Ein Kapitel in einem Buch lesen.
• Fünf Minuten Achtsamkeitsmeditation
• Einen Kaffee bewusst genießen.
• Aus dem Fenster schauen und wahrnehmen, was dort zu sehen ist.
• Aufstehen und uns Strecken oder ein paar Squats machen – eine gute Idee auch für die Fitness.

Meist passiert wenig ohne Plan. Mein Tipp lautet daher, bewusst Mini-Urlaube in den Kalender einzutragen oder mit einer Handlung zu verknüpfen (zum Beispiel beim Gang zur Kaffeemaschine gleich ein paar Kniebeugen einbauen). Drei bis fünf Mini-Urlaube pro Tag dürfen es schon sein, denn wir wollen unsere Energie ja erhalten und nicht nach ein paar Tagen wieder urlaubsreif sein.

Natürlich darf es auch eine längere Auszeit sein, die für den Tag geplant wird, ein 20-minütiger Spaziergang, ein Bad oder eine längere Meditation – was immer dir guttut.

• Welchen Mini-Urlaub könntest du gleich jetzt für den Tag einplanen?
• Wann genau kannst du 5 Minuten Pause machen und dich regenerieren, um danach mehr Power zu haben?

5. Den nächsten Urlaub planen und buchen

Während du dich noch an dem glücklichen Urlaubsgefühl erfreust, denke doch einfach schon mal an die nächste Zeit und den nächsten Ort, an dem du dich so fühlen möchtest! Konkret gesagt: Plane schon mal deinen nächsten Urlaub.

Das bedeutet nicht, dass du sofort etwas buchen musst, aber fange mit dem Planen an, damit du dich auf den nächsten Urlaub freuen kannst.

Was wir von einem Taxifahrer lernen können:

Als ich auf Korfu war, hatte ich bei meiner längeren Rückfahrt zum Flughafen ausführlich Zeit für das Gespräch mit einem ungefähr 60-jährigen Taxifahrer, der beträchtliche Lebensweisheit mitbrachte. Er erzählte mir, dass es auf der Insel Korfu in der Hauptsaison von April bis September für ihn als Taxifahrer viel zu tun gibt – die Monate ohne Touristen sind jedoch geschäftlich gesehen wenig ertragreich. Hinzu kommt, dass es auf Korfu im Oktober eine Regenzeit gibt, weshalb die Insel übrigens sehr grün ist.

Der graumelierte, sportlich wirkende Mann erzählte mir, dass er alle zwei Jahre auf eine große Reise geht. Er war schon an vielen Orten auf der Welt: in Brasilien, in Thailand, Mexiko und auf Bali. Das Geld für den Urlaub spart er sich jeweils über den Sommer zusammen und nutzt dann die freien Monate für seine zwei- bis dreimonatigen Reisen. Wenn er zurück ist von einer Reise, beginnt er mit der Planung der nächsten. Er liest sich ein mit Reiseführern und Reiseberichten, schaut Dokumentation über das Land und genießt die Vorfreude. In diesem Jahr will er nach Vietnam reisen, verriet er mir.

Diese Strategie ist recht klug, denn so entsteht ein Rhythmus mit regelmäßigen Ruhephasen als Ausgleich zu den intensiven Arbeitsphasen – und es hilft zu wissen, dass es auch in Zukunft Phasen der Ruhe und des Vergnügens geben wird. Traditionell haben die Menschen schon immer so gearbeitet: Arbeit, Ruhe, Arbeit, Ruhe, Arbeit, Ruhe – im weiteren Sinne sehen wir einen solchen Rhythmus auch im Klosterleben der Mönche und Nonnen mit „Ora et labora“ (bete und arbeite).

Bei diesem Rhythmus brauchen wir es übrigens nicht wie der Taxifahrer zu machen und nur an eine einmalige Reise im Jahr zu denken. Vielmehr können wir Möglichkeiten suchen, diesen Rhythmus auch auf monatlicher oder wöchentlicher Basis einzuführen und uns so immer wieder in den Urlaubszustand zu versetzen.

Mehr Ausflüge machen oder freie Zeiten nehmen

Konkret bedeutet das: Mehr Wochenendausflüge, Tagesausflüge oder auch nur ein freier Nachmittag helfen uns beim Auftanken. Dabei geht es nicht um den Ort zu dem die Reise hinführt, sondern vielmehr um die Einstellung, die wir haben. Denn all das hilft uns dabei, diese Urlaubsstimmung zu einem Teil unseres Wesens zu machen und nicht nur zu etwas, das wir einmal im Jahr machen.

Mit aufgeladenen Batterien neu starten

Der Urlaub ist oft eine Gelegenheit, neue Energie zu tanken und aus der Routine auszusteigen, damit wir uns besser überlegen können, was funktioniert und was nicht. Vielleicht stellst du fest, dass du mehr Schlaf im Urlaub hattest, dass du dir mehr Zeit für Bewegung nehmen möchtest oder dir mehr Zeit für die Menschen nehmen solltest, die dir wichtig sind. Nutze die neue Energie, die dir der Urlaub gegeben hat. Und stärke deine Fähigkeit dich aufzutanken. Dabei helfen kleine Rituale oder Aktivitäten, die dich auf eine selbstfürsorgliche, produktive und konstruktive Weise unterstützen.

Anstatt den Urlaub in dem Moment zu beenden, an dem du nach Hause kommst, nimm das mit, was du gelernt hast und integriere es in dein Leben.

Mich interessiert sehr, welche Strategien ihr kennt und anwendet, um eure Erholung nach dem Urlaub zu verlängern?

Schreibe gerne einen Kommentar.

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